2010-01-12

Margot Käßmann: Predigt im Neujahrsgottesdienst in der Frauenkirche Dresden

clipped from www.ekd.de
Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen.
Wir haben allen Grund, zu erschrecken. Damit ist nicht ein lustiger Spaß nach dem Motto: huch, da habe ich mich erschrocken gemeint! Kein Halloweenunfug oder Horrorfilm oder Scherz. Nein, es geht hier um echtes Erschrecken, tiefe Erschütterung, Lebensangst in einer existentiellen Dimension.

Wenn unser Herz so erschrickt, dann ist unser Leben zutiefst berührt. Unser Herz, das ist in der Bibel der Ort, an dem der Mensch nichts verbergen kann. Da kommen Fühlen und Denken zusammen, unsere ganze Existenz ist im Spiel, wenn es um das Herz geht. Da geht es um die elementaren Fragen unseres: Wer bin ich überhaupt? Macht mein Leben Sinn? Wo will ich hin? Wie will ich diese Situation bewältigen? Mein Gott, ich weiß nicht weiter!

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