2011-12-28

♫ Marionettentheater und Paradies

»„Missgriffe […] sind unvermeidlich, seitdem wir von dem Baum der Erkenntnis gegessen haben. Doch das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen, und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.“
Ich lachte. – Allerdings, dachte ich, kann der Geist nicht irren, da, wo keiner vorhanden ist.
[…]
„Mithin, sagte ich ein wenig zerstreut, müssten wir wieder von dem Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen?“
„Allerdings“, antwortete er; „das ist das letzte Kapitel von der Geschichte der Welt.“«

Aus: Heinrich von Kleist: Über das Marionettentheater (1810)

 

Gliederpuppe
Bildquelle: kunstlinks.de


P. I. Tschaikowski: Nussknacker-Suite - Danse de la Fée Dragée. Junge Philharmonie Köln, Volker Hartung

2011-12-22

Horst Eberhard Richter († 2011-12-19): Die Krankheit Friedlosigkeit

"Kinder, die gedemütigt werden, entwickeln als Erwachsene oft Selbsthass. Den bekämpfen sie, indem sie andere verletzen. Dieser Mechanismus greift auch in der Auseinandersetzung mit dem Islam."


2011-12-17

Parhelia

Parhelia
Quelle: web.de

Franz Schubert: Winterreise, D 911 - 23. Die Nebensonnen.
Peter Anders (Tenor), Michael Raucheisen (Klavier) (1945)

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Quelle: wikipedia.org

2011-12-15

Eike von Repgow: Sachsenspiegel - Zweischwerterlehre

Zwei Schwerter überließ Gott dem Erdreich, die Christenheit zu beschützen: dem Papst das geistliche, dem Kaiser das weltliche. Dem Papst ist auch bestimmt, zu gewisser Zeit auf einem weißen Pferd zu reiten, und der Kaiser soll ihm den Steigbügel halten, damit der Sattel nicht verrutsche. Dies ist die Bedeutung: Was dem Papst Widerstand leistet; daß er es mit geistlichem Gericht nicht bezwingen kann, daß es der Kaiser mit weltlichem Gericht zwinge, dem Papst gehorsam zu sein. Ebenso soll die geistliche Gewalt dem weltlichen Gericht helfen, wenn es dessen bedarf.

Sachsenspiegel (13. und 14. Jahrhundert), Erstes Buch, Kapitel I
http://www.sachsenspiegel-online.de/cms/meteor/jbrowser/index.jsp?id=49

Zwei swert lies got in ertriche,
czu beschirmene di cristen-

heit: dem babiste das geist-
liche, dem keiser das werlt-
liche. Dem
babiste is ouch gesaczt, czu ri-
tene zu bescheidener zeit uf
einem
blankin pherde, unde der keiser sal
im den stegereif haldin,
das der satil
nicht wanke. Dis is di bedutnis: Was

deme babiste widirste, das he mit
geistlichem gerichte nicht
betwingen
mac, das is der keiser mit werltli-
chem rechte twinge,
dem babiste ge-
horsam czu sine. So sal di geistliche
gewalt helfen
dem werltlichen gerich-
te, ab is bedarf.
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