2012-03-23

Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto...

...sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum.


Claudio Monteverdi: Vespro della Beata Vergine - Magnificat - Sicut erat

Alessandro (Botticelli) malte ein außerordentliches Geburt-Christi-Gemälde (Mystische Geburt), das die im turbulenten Florenz des Jahres 1500 herrschende Endzeitstimmung auf das zwölfte Kapitel der Apokalypsevision des Johannes bezieht:

Botticelli: Mystische Geburt

Was ich daran für außerordentlich halte, zeigt diese Ausschnittvergrößerung:

Botticelli: Mystische Geburt

In starker Bewegung umarmen und küssen Engel und Menschen einander. Das Himmlische ist mit dem Menschlichen versöhnt und vereint. Hass und Hässliches, Boshaftigkeit und Böses sind in Gestalt kümmerlicher Teufel an den Rand des Felsengrabens verbannt, der Himmel und Menschen voneinander trennt, aber durch das Ereignis der Geburt des Erlösers überbrückt ist.
Das Wesentliche lässt sich nur in Bildern ausdrücken.
Bilder sind aber nicht das Wesentliche selbst.
Das Wesentliche ist die Hoffnung auf sich erfüllende Liebe.
Das gehört zum Wesentlichen des christlichen Glaubens.

2012-03-01

Gaia


Gaia als die große Mutter [siehe den Mythos von Deukalion und Pyrrha, http://www.gottwein.de/Lat/ov/ovmet01313.php (Ovid) und http://www.textlog.de/40972.html (Schwab)] - ein Grundgedanke, der dem monotheistisch-maskulistischen (nämlich biblischen und koranischen) Erdverständnis völlig abgeht. Die Schlächterei, die Elias gegen die Baals-Priester anzettelte, war als vernichtender Schlag gegen die verführerisch naturbezogene kanaanäische Religion gedacht. Auch die Verteufelung und Verfolgung ∗weiser∗ (der Natur kundiger) Frauen bis tief in die christliche Neuzeit hinein wirft ein Schlaglicht auf die armselige Seite des bibelorientierten Glaubens.
Allerdings ist - entgegen dem Wüten aller Eliasse und Hexenhämmer der Religionsgeschichte - eine tiefe Sehnsucht nach einer Versöhnung (oder Wiederverschwisterung) von Religion und Naturverstehen erhalten geblieben; sie ist in der Romantik (etwa der eines Novalis) nachhaltig zum Vorschein gekommen und findet seit einigen Jahrzehnten in der Umweltbewegung ein politisches, auch wissenschaftlich untermauertes Betätigungsfeld. Entstehungsgeschichte und Popularität des Textes, der dem Häuptling Si'ahl (Seattle) als Inhalt seiner Rede von 1854 angedichtet wurde, sind vor diesem Hintergrund zu begreifen.