2009-12-16

St. Theodor zu Köln-Vingst - eine katholische Gemeinde im Geiste der Nachbarschaftlichkeit

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Der echte Nikolaus war Türke. Er stammte aus Myra, einem Dorf der Provinz Antalya.
wenn sich die Christen mal wieder vor den Muslimen fürchten, dann muss man das doch ansprechen!
Und in Köln stemmt sich eine rechtskonservative Bürgerbewegung gegen den Bau einer Großmoschee. Und in Hessen hatten sich christliche Würdenträger geweigert, gemeinsam mit dem deutschiranischen Schriftsteller Navid Kermani den Hessischen Kulturpreis anzunehmen, weil er sich kritisch zum Kreuz geäußert hatte. Als Kermani den Preis nach einigem Hin und Her Ende November doch noch bekam, reichte er die 11.500 Euro Preisgeld sofort weiter – an die katholische Gemeinde St. Theodor in Köln-Vingst und somit an ihren Pfarrer Franz Meurer. Der lebe, wie Kermani in seiner Dankesrede sagte, den Dialog der Religionen; zu Weihnachten beim Krippenspiel stünden auch muslimische Kinder auf der Bühne, und der örtliche Imam dürfe ein paar Koranverse verlesen.
Pfarrer Meurer freut sich über die Spende des deutschiranischen Autors Navid Kermani

Pfarrer Meurer

5 Kommentare:

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  2. Liebe Johanna, Dein Chanukka-Beitrag ist Dir wohl verrutscht, denn hier gehört er nicht hin.
    Nun zu dem Ausgangstext Köln-Vingst: Das ist Realsatire! Wie kommt man denn auf die verrückte Idee, der hlg. Nikolaus sei ein Türke gewesen? Zu dieser Zeit lebten die Vorfahren der Osmanen doch noch in den vorderasiatischen Steppen! Und wozu verliest man denn Koranverse vor einer christlichen Gemeinde? Der Koran in seiner heutigen - d.h. durch Utman editierten - Fassung ist ein antichristliches Werk, das die zentralen Glaubenswahrheiten des Christentums leugnet: nämlich Trinität, Gottessohnschaft und Kreuzestod.
    Naja. Liebe Grüße!

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  3. Korrektur. Es hätte heißen müssen: "Der Koran in seiner heutigen - d.h seit Utman editerten - Fassung des Korans." Die Bearbeitung des Korans war unter Utman ja noch nicht abgeschlossen.

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  4. Tja, Mono Lisus, die Griechen und die Kleinasiaten, nicht wahr?
    Die St. Theodor-Gemeinde - eine Gemeinde in einem sozial problematischen Stadtteil Kölns - hat sich unter geistlicher Federführung Pfarrer Meurers um die gesellschaftliche Integration verdient gemacht. Dass dazu auch eine Spende zum Bau der Moschee in Köln-Ehrenfeld gehört, ist Ausdruck religionsnachbarschaftlicher Einstellung. Einiges aus dem Koran lässt sich in einer christlichen Gemeindefeier vortragen, ohne dass der Hahn ein einziges Mal kräht.
    Die Antichristlichkeit des Korans steht ebenso fest - hält sich aber ebenso in Grenzen - wie die antijüdische Orientierung neutestamentlicher Schriften. So what?
    Religionen werden zu Parteien erniedrigt, wenn sie in Mitgliederzahl- und Machtkonkurrenz zueinander gestellt werden. Die Konkurrenz der Religionen im Sinne der Ringparabel Boccaccios und Lessings ist eine andere: eine versöhnliche, brüderliche, ehrenhafte.

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  5. Nein, um das Verhältnis von Griechen und Kleinasiaten geht es hier nicht. Meine Frage nach dem Grund, Nikolaus zum Türken zu erklären, war rein rhetorisch. Den Hintergrund kenn ich, es ist ein ganz anderer: In der Türkei ist es seit einigen Jahren in vielen Städten Brauch Weihnachten zu feiern und Weihnachtsbäume aufzustellen. Das Ganze wurde aus Deutschland importiert, weil es hier viele türkischstämmige Familien gibt, die Weihnachten feiern, weil ihre Kinder sonst traurig wären, wenn sie keine Geschenke bekommen. Selbstverständlich hatten daraufhin die Verwandten in der Türkei gleich mitgezogen, da nun auch ihre Kinder traurig wurden, wenn sie keine Geschenke bekommen. Und so hat sich Weihnachten in der Türkei durchgesetzt. Das Ganze ist also eine rührende Geschichte, denn es geht um ausschließlich um die Kinder. Allerdings sieht man sich in der Türkei nun in Erklärungsnöten und so hatte man nicht nur kurzerhand den hlg Nikolaus zum Türken erklärt, sondern erzählt auch, dass der Weihnachtsbaum eine ursprünglich türkische Erfindung sei. Und genau da fängt es an skurril zu werden. Es wäre ja viel einfacher gewesen zu erklären, dass man die Geburt Jesu feiert, auch wenn man ihn nur für einen Propheten hält. Das ist aber nicht geschehen, da man die kommerzielle Variante des Weihnachtsfestes adaptiert hatte, bei der in den Schaufenstern der Weihnachtsmann das Christkind nahezu vertrieben hat.

    Was das Verlesen von Suren in Köln-Vingst anbelangt, frage ich mich immer noch, inwiefern das der Integration dienen soll. Selbstverständlich kann man den Koran auch christlich interpretieren, doch das ist ja nicht der Sinn solcher Vorlesungen. Man könnte auch den Suren etwas Christliches entgegensetzen, aber das liefe auf eine Konfrontation hinaus. Man könnte auch Textstellen nehmen, denen auch Christen ohne Vorbehalte zustimmen können, doch das hieße die wirklichen Unterschiede zu vertuschen. Also wozu? Die christlichen und die muslimischen Gemeinden verstehen sich doch am Besten, wenn sie sich gegenseitig zu ihren Festen einladen, sich kennenlernen, einander besuchen und Freundschaften schließen. Gemeinsam kochen oder gemeinsam Fußball spielen – das ist es doch, was Menschen zusammenschweißt. Naja, auf der anderen Seite ist es ja ein Pfarrer und kein Priester, der das macht, also ist das Ganze eh nicht so schlimm

    Von einer antijüdischen Orientierung des Neuen Testamentes weiß ich nichts. Ich weiß, dass es solche Interpretationen in der Vergangenheit einmal gegeben hat, aber die sind sämtlich im Vaticanum II, Nostra Aetate, verworfen worden. Aus zwei Gründen: erstens entsprechen sie nachweislich nicht der Schrift, zweitens existiert bei den Vätern hierin kein Konsens, man kann also noch nicht einmal mit einem Traditionsbeweis den Antijudaismus rechtfertigen. Das hatte ich im alten Blog aber schon grob skizziert.

    Die Ringparabel stammt, wie Du richtig schreibst aus dem Decamerone, also einem frivolen Kontext, der auch vor Spott an der Kirche nicht zurückschreckt. Was ursprünglich mit Sinn für das Groteske erzählt wurde, kommt bei Lessing seltsam belehrend rüber. Denn bei Lessing ging der echte Ring vermutlich verloren. Die christliche Toleranz kommt aber nicht von Lessing, sondern von dem Wort Jesu, dass jede Lästerung vergeben werden könne, ob nun des Vaters oder des Sohnes, nur die Lästerung des Heiligen Geistes nicht. Damit kann ein Christ auch Religionen tolerieren, die den Vater oder den Sohn nicht kennen. Problematisch wird es nur, wenn überhaupt kein Transzendenzbezug vorliegt. Denn die Lästerung des Heiligen Geistes ist die Verweigerung des Transzendenzbezuges. Wer sich jeglicher Transzendenz verschließt, der kann nicht gerettet werden. Wer aber den Sohn annimmt, den rettet Christus in Fülle.
    MfG

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