2009-09-05

Koran-Übersetzungen - akkurat oder poetisch?

clipped from de.qantara.de
[…] Zwei neue deutsche Übersetzungen des Korans […].
Die eine Koran-Übersetzung, die im Münchener "Beck"-Verlag erscheint, stammt vom Erlanger Islamwissenschaftler Hartmut Bobzin, die zweite – im Freiburger "Herder"-Verlag – von dem aus Afghanistan stammenden Philosophen Ahmad Karimi.

Letzterer ist gläubiger Muslim und hat binnen eines Jahres eine Übersetzung erstellt, um dem deutschsprachigen Publikum die Schönheit des Korans zu vermitteln.
[…]

Die Koran-Übersetzung Bobzins zielt vor allem darauf ab, eine zeitgemäße, aber dennoch möglichst unverfälschte Fassung des Heiligen Buches des Islam vorzulegen.
[…]

Koran-Übersetzungen sind nach Auffassung einiger Muslime insofern kritikwürdig, da sie grundsätzlich eine Veränderung des Ursprungstextes mit sich bringen.
[…]

Friedrich Rückert wirkte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Islamforscher und versuchte in seiner Übersetzung, die sprachliche Poesie des Korans im Deutschen wiederzugeben. […]
Rückert […] beeinflusste mit seiner Übersetzung […] Goethe, der sich mit seinem "Ost-Westlichen Diwan" auf das Werk Rückerts stützte.

Die bisher "philologisch korrekteste" Fassung sei die von Rudi Paret, meint die Bonner Islamforscherin Professor Eva Orthmann, räumt aber ein, dass diese Fassung sehr akademisch und für den Laien etwas schwierig zu lesen sei.

"Außerdem gibt es noch die frühe Koranübersetzung von Friedrich Rückert, der versucht hatte, die Poesie des Korans in seiner Sprache auch im Deutschen einzufangen und wiederzugeben [...]. Allerdings ist die Übersetzung nicht vollständig und philologisch dann auch in jeder Hinsicht nicht ganz so korrekt."

[...]

Es gibt Puristen, die fordern, der Koran dürfe nicht übersetzt werden [...]. Nadeem Elyas [...] teilt die Auffassung der Puristen nicht, [...] räumt jedoch gleichzeitig ein[..., dass] "jede Übersetzung nur einen Teilaspekt von dem wiedergibt, was der arabische Text in sich birgt."

English translation: en.qantara.de
Abstract:
Koran Translations
Precise or Poetic?

Two new German translations of the Koran are set to appear on book shelves just in time for the Frankfurt Book Fair. But why do we need more translations of the Koran, when there are already so many available? And: what are the key issues that arise when rendering the Koran into another language? By Peter Philipp

1 Kommentar:

  1. "Moosa schlägt vor, in der Überlieferung des Vergangenen die Anlagen des Gegenwärtigen zu erkennen, statt in der mythischen Verklärung des Gewesenen zu verharren. Die Methode dazu liefert die «Kontextualisierung» des heiligen Textes, wie sie Abu Zaid betreibt. Sie geht vom Grundgedanken aus, dass der Koran an den Ort und den Zeitpunkt seines Erscheinens gebunden ist und daraus verstanden werden muss. Seine Intention beziehungsweise der Wille Gottes ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen dem Text und der Wirklichkeit, die er im Arabien des 7. Jahrhunderts betraf. Daraus kann geschlossen werden, was Gott den Menschen hier und jetzt zu sagen hat. Die Kontextualisierung führt zur Erkenntnis, dass die koranischen Regeln eine progressive Tendenz haben, indem sie den Status benachteiligter Gruppen wie Sklaven oder Frauen in der arabischen Gesellschaft zur Zeit des Propheten verbesserten. Es lässt sich, wie Bencheikh erklärte, ein «Vektor» erkennen, der die Richtung für die heutige Auslegung des Textes vorgibt. Bencheikh forderte denn auch die Entsakralisierung des Begriffs der Scharia, die kein Gesetz sei, sondern ein Konzept. Nach dem Beispiel Montesquieus sei «der Geist der Scharia» zu suchen und zu untersuchen, verlangt Bencheikh und weist dabei jede Autorität zurück, sei sie nun staatlich oder religiös."

    Ebraheem Moosa, der in Südafrika geboren wurde und in Indien, Südafrika und England studierte, lehrt an der Duke University in den USA. Soheib el-Hocine Bencheikh stammt aus einer algerischen Gelehrtenfamilie und ist nach Studien an der Azhar-Universität von Kairo und der Pariser Sorbonne heute Mufti von Marseille.

    Quelle: Die Botschaft der progressiven Häretiker im Islam (NZZ Online, 2005-10-28)

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